Viele Eigentümer*innen und Planende sowie Kommunen sind bislang noch der langläufigen Meinung, dass sie sich bei der Nutzung der Dachflächen für die eine oder andere Variante entscheiden müssen. Es zeigt sich jedoch, dass sich Solaranlagen und Gründächer in vielerlei Hinsicht eher ergänzen, anstatt miteinander zu konkurrieren.
Bei einer fachgerechten Planung, Ausführung und Pflege, lassen sich Solaranlagen mit einer Dachbegrünung sehr wohl dauerhaft funktionsfähig und im gegenseitigen Nutzen kombinieren. Die technischen Entwicklungen der letzten Jahre in beiden Bereichen (Photovoltaik und Dachbegrünung) haben große Fortschritte gemacht, um genau dieser Thematik gerecht zu werden. Und so ist seit vielen Jahren zu beobachten, dass vermehrt bei der Nutzung Flach- und leicht geneigter Dächer auf die Kombination Solar und Grün gesetzt wird.
Zugegebener Maßen verlangen die unterschiedlichen Gewerke auch unterschiedliche Kompetenzen sowie verschiedene Fachfirmen in der Planung und Ausführung. Und diese Firmen müssen vom Beginn der Planung, über die Ausführung bis hin zur Pflege miteinander kommunizieren und ihre Gewerke aufeinander abstimmen. Wir sprechen über die statische Belastbarkeit des Gebäudes (Auflastung), über Abdichtung und Isolation, Verankerung der Ständerwerke, Winddruck, Wachstumsfaktoren der Begrünung (Dränage, Retention, Substrate), Beschattung bis hin zur Auswahl der richtigen Pflanzen-gemeinschaft. Es empfiehlt sich in der Regel, eine kompetente Bauleitung einzuschalten, um Fehlerquellen im Vorfeld zu vermeiden. Denn bei aller Fachkompetenz der einzelnen Gewerke ist der Termindruck meist so enorm, dass erfahrungsgemäß wichtige Kommunikation zwischen den ausführenden Unternehmen nur mangelhaft oder gar nicht stattfindet.
Um eine Beschattung der Solar-Module weitestgehend zu vermeiden, sollte bei der Auswahl der Pflanzengemeinschaften darauf geachtet werden, dass überwiegend mit Sukkulenten (Sedum) und kleinwüchsigen Stauden gearbeitet wird, welche eine Wuchshöhe von 15-20 cm nach Möglichkeit nicht überschreiten. Bei der Aufständerung sollte idealer Weise die unter Modulkante der Solar-Paneele min. 30 cm über dem Substrat abschließen. Auf diese Weise wird zum einen die Beschattung der Pflanzen geringgehalten und zum anderen die Gefahr der Beschattung der Solar-Module durch die Pflanzen stark reduziert bis vermieden.
Der Feinschliff erfolgt dann durch die jährlichen Grünpflegemaßnahmen. Um diese funktionell und effizient zu gestalten, sollte ein Reihenabstand zwischen den Solar-Modulen von min. 50 cm eingehalten werden. Dadurch lassen sich die Grünflächen bequem den Anforderungen entsprechend pflegen und die Module von Zeit zu Zeit reinigen.
Auch die Wahl des Ständerwerkes sollte in Bezug auf die spätere Pflege bedacht und mit dem installierenden Unternehmen besprochen werden. Bei V-Förmigen Unterkonstruktionen liegen die Metallschienen mittig unter den Modulen, wodurch mehr Arbeitsraum geschaffen und ein zurückschneiden der Pflanzen erleichtert wird.
Die Verdunstungskühlung der Vegetation führt bei hohen Außentemperaturen zu einer Effizienzsteigerung der Photovoltaikanlagen. Solarmodule sind elektrische Bauteile, bei denen die Leistung mit steigender Temperatur abnimmt, da der elektrische Widerstand steigt. Von den Herstellern wird als Norm eine Leistung von 1.000 Watt/m2 Sonneneinstrahlung bei 25°C Zelltemperatur sowie AirMass 1,5 als Maximalleistung (Peak-Leistung) in Watt Peak (WP) angegeben.
Dieser Standardwert entspricht einem Frühsommertag mit strahlendem Sonnenschein in Deutschland. Das Bedeutet, bei Temperaturabweichungen verändert sich die Leistung in WP. Versuche haben ergeben, dass Module mittels Kühleffekt durch Verdunstungskühlung einer Dachbegrünung eine Leistungssteigerung von ca. 4 % im Vergleich zu Solarmodulen über einer Bitumenabdichtung haben.
Zeitgleich leistet die Dachbegrünung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Wasserhaushaltes und der Biodiversität.
Fazit:
Solaranlagen und Dachbegrünung – die optimale Kombination für Klimaschutz und Klimaanpassung